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Flossöfen mit
ungenügender Erzversorgung in Kärnten und ihr wirtschaftlicher Niedergang
Von Friedrich Hans Ucik †
Durch Jahrhunderte waren Rohstoffe und Bergbau immer wieder Objekte der
Begierde, Hoffnung und Spekulation: Landesherren, Adel, Geschäftsleute, aber
auch wohlhabende wie einfache Bürger hofften, durch den Bergbau und seine
Erzeugnisse Wohlstand oder gar Reichtum sowie Ansehen zu erringen. Aber auf
einen erfolgreichen Berg- oder Hammerherren kam ein Dutzend, die neben
enttäuschter Hoffnungen mehr verloren als gewannen, ja oft völlig in den
Ruin abstürzten.
Zu jenen Montanprodukten, die vielen Brot gaben und einigen Wohlstand
brachten, gehörte in Kärnten das Eisen. Wen wundert es, dass mit Seitenblick
auf die Haupteisen- wurzen um Hüttenberg und einige andere mehr oder weniger
erfolgreiche Waldeisengewerken auch an den verschiedensten anderen Orten
Flossöfen erbaut wurden, die überwiegend aber wirtschaftlich erfolglos
blieben und meist nach nicht all- zu langer Zeit vor dem Ende standen, weil
ihnen etwas ganz Wichtiges fehlte: eine solide Rohstoffversorgung durch Erze
aus der unmittelbaren Umgebung. Dabei war der " wirtschaftliche Fehlschlag"
ein weit gefasster Begriff; in gewissen Fällen lieferte der Betrieb für
einige Jahre einigermaßen zufriedenstellende Erträge, ehe sich die
aufgefundenen Erzlager als unbeständig erwiesen. Bei anderen Öfen war die
Roherzbasis von Beginn an dürftig, und bei einigen weiteren behalf man sich
mit der teuren Zufuhr von Roherzen aus entfernten Gruben sowie dem
nochmaligen Durchschmelzen von fremden oder eigenen Hammer- und
Hüttenwerksschlacken, sofern genug preisgünstige Holzkohle zur Verfügung
stand.
In manchen Fällen waren die alten Stucköfen noch durchaus erfolgreich, aber
mit der Umstellung auf die fortschrittlichen, leistungsfähigeren Flossöfen
erwies sich die örtlich Erzversorgung als nicht leistungsfähig genug und der
Betrieb musste eingestellt werden.
Der folgende Beitrag soll zeigen, dass es gar nicht wenige derartige
wirtschaftlich meist erfolglose Flossofengründungen gab, von welchen
einzelne sogar als Montandenkmäler erhalten blieben. Insgesamt behandelt der
Beitrag 17 derartige Eisenflossöfen (vgl. die Lageskizze), die größtenteils
völlig verschwunden und teilweise sogar Montanhistorikern kaum bekannt sind.
Von den meisten dieser Öfen gibt es auch keine nähere Beschreibung oder
Abbildung.
H.-J. Köstler hat die meisten dieser Ofen beschrieben, sodass diesbezüglich
mein Beitrag nichts Neues bringen wird. Meines Wissens wurden sie aber noch
nicht konsequent hinsichtlich ihres meist wirtschaftlichen Scheiterns wegen
mangelnder Erze betrachtet, sodass sich diesbezüglich doch manche neuen
Überlegungen ergeben könnten.
Zwei wesentliche praktische Voraussetzungen waren in der Regel bei allen
diesen Öfen gegeben: eine ausreichende Wasserkraft für den Antrieb der
Blasbälge bzw. Gebläse sowie genug Wald in der unmittelbaren Umgebung für
die Sicherung einer ausreichenden Holzkohleversorgung. Da diese beiden
Grundvoraussetzungen auch für die weiterver- arbeitenden Hammerwerke galten,
fingen derartige Anlagen auch meist den Ofen voraus; die Ofen sollten dann
in der Regel eine kostengünstige Versorgung der Eisenhämmer mit Roheisen
sichern oder zumindest erleichtern.
Da oft mehrere Öfen dieselbe, aber unzureichende Erzbasis hatten, sollen sie
in diesem Beitrag auch entsprechend gruppenweise behandelt werden.
Völlig isoliert steht die Annahütte am Raggabach bei Flattach im
Mölltal am Fuße der Kreuzeckgruppe (Abb.2). Sie wurde 1844 anstelle einer
alten Kupferschmelze errichtet, die bis ins 19. Jahrhundert Erze aus dem
Kupferbergbau Groß-Fragant verarbeitet hatte. Als Erzbasis waren Eisenerze
auf der Raggaalm in der Kreuzeckgruppe vorgesehen. In einem nicht sehr
mächtigen Marmor fanden sich die nur selten bis 4 m mächtigen Erzlager und
linsen, die neben meta- somatischem Eisenspat auch Magnetit, Ankerit, Pyrit
und Magnetkies enthielten, wobei alle Erzminerale teilweise zu Brauneisenerz
verwittert waren. Diese Erzvorkommen waren angeblich schon 1634 einem Grafen
Lodron bekannt, aber als etwa 1679 ein Graf Atterns sie abbauen wollte,
erhoben die Lodrons in Sorge wegen eines möglichen Konkurrenten für ihre
Innerkremser bzw. Liesertaler Eisenindustrie erfolgreich dagegen Einspruch.
Erst um 1840 konnten Mulli und Ferdinand von Illitzstein mit dem Abbau der
Eisenerze beginnen, die in der 1844 eröffneten Annahütte verschmolzen
wurden. Die Erzlager erwiesen sich freilich als nicht sehr ergiebig, weshalb
der Bergbau nur etwa 20 Jahre lang betrieben wurde (Löschung der Grubenmaße
1877). Offensichtlich erfolglos hatte man versucht, die Versorgungsbasis
durch Zufuhr aus einer Grube am Seebach im Teuchltal (Brauneisenstein vom
Eisernen Hut kiesiger Gänge sowie Raseneisenerze) und vom Emilienbau am
Mallnitzer Tauern (Magnetitlager zwischen Chloritschiefer und körnigem Kalk)
zu verbessern. Der Ofen wurde schon 1861 endgültig stillgelegt und lieferte
innerhalb von 17 Jahren (darunter offenbar auch einige ohne Erzeugung)
insgesamt 3000 Tonnen Roheisen ein eher dürftiges Ergebnis.
Heute sind Teile der Annahütte als Gasthaus bzw. Ruinen erhalten, darunter
wahrscheinlich auch der Hauptteil des eigentlichen, nur 6,5 m hohen Ofens
(Abb. 3).
Im obersten Drautal, an der Landesgrenze zu Tirol und gegenüber dem
Rabantberg, gab es einst um 1600 einen alten Eisenerzabbau im Bereich der
Unholden, also in Triasgesteinen am Nordrand der Gailtaler Alpen. 1643
berichtete der zuständige Bergrichter in Steinfeld, dass im vergangenen Jahr
hier kein Erz erhauen worden sei, sodass der zugehörige Blähofen in
Pirkach (auf der Schattseite des Drautales) nur wenige Flossen erzeugte.
1736 übernahm der Porcia'sche Pfleger Paul von Grössing vom Baron Neuhaus
ein Eisensteinbergwerk samt Blähaus und Hän1mern zu Simmerlach bei
Oberdrauburg. Er ließ 1737 den alten Stuckofen niederreißen und einen
Flossofen erbauen, doch erwies sich der Eisenstein als spröd und unbrauchbar
und die Erze in fast allen Gruben nur als Rasenläufer. Heute ist von den
angeblich hoch in den Bergen gelegenen Eisenerzgruben nichts bekannt;
vielleicht handelte es sich hier um die verwitterten Ausbisse von
Pb-Zn-Erzen, die ja verschiedentlich als Eisenerze angesehen und auch als
solche verwendet wurden. Der Hochofen wurde nach 1782 aufgelassen und
verfiel dann.
Als Gruppe besprochen werden sollen nun die Öfen von Laas, Dellach im
Gailtal und Sauseng nördlich Kirchbach im Gailtal, da sie
teilweise gemeinsame Quellen in der Roherzversorgung hatten. R. Canaval
zählte 1881 in einem Aufsatz über "Die Eisensteinbergbaue Oberkärntens" an
die 20 alte Abbaue in der näheren und weiteren Umgebung von
Kötschach-Mauthen auf, die der Roherzversorgung der Öfen in diesem Gebiet
dienten. Teilweise handelte es sich um die Eisenbranten der Bleilagerstätten
in der Trias der Gailtaler Alpen, teilweise um Eisenvererzungen in
paläozoischen Kalken der Karnischen Alpen und z. T. um "Blauerze" der
Spateisensteinformation in Glimmerschiefem des Gailtaler Kristallins.
Begehrt waren vor allem die leicht schmelzbaren Limonite der
Verwitterungszone.
Am Gailberg hat schon 1623 ein Herr von Mandorf geschürft; nach mehrfachem
Besitzerwechsel wurde dieser Bergwerksbetrieb 1865 gelöscht. Weitere
wichtige Eisenerzvorkommen bzw. Abbaue in Triasgesteinen lagen am
Monsellberg unterhalb der Jauken, am Leiflinger Berg, im Dellacher Graben
sowie im Knappenwald nördlich von Dellach, während in den paläozoischen
Gesteinen der Kamischen Alpen Erzvorkommen im Nölblinger Graben, im
Kronhofer Graben, am Zollner Berg und auf der Dellacher Alm südlich von
Weidenburg bekannt wurden. Am wertvollsten waren aber offenbar Erzvorkommen
am Sittmoser Berg, wo in einem Gang vermutlich eisenreiches Hämatiterz
auftrat. Weitere Erze waren auf der Sausengalm nördlich Kirchbach im Gailtal
im Abbau.
In Dellach im Gailtal erbaute 1711/12 ein bereits früher genannte
Herr von Grössing an Stelle eines baufälligen Stuckofens einen neuen
Blähofen; dieser wurde schon 1713 in einen Flossofen umgewandelt.
Zeitweilig lief der Betrieb offenbar recht gut, denn zu Beginn des 18.
Jahrhunderts waren in den Erzgruben und beim Blähofen zusammen fast 300
Arbeiter beschäftigt. Ein Bericht aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
nennt den 22-24 Fuß (=ca. 6 m) hohen Ofen aber bereits inwendig ausgebrannt,
während die Blasbälge von Mäusen angefressen waren.
Nahe dem Gailberg wurde bei Laas 1817 ein 6,8 m hoher Flossofen neu
erbaut (Abb. 4); es bestand also offensichtlich bereits ein älterer
Schmelzofen, über den aber nichts bekannt ist. 1847/48 wurde der Laaser Ofen
von seinem letzten Besitzer, Matia Gaspero, aufgelassen. Die Jahreserzeugung
er- reichte maximal knapp 260 Tonnen; insgesamt erbrachte der mehrfach
unterbrochene Betrieb etwa 2000 Tonnen Roheisen.
Über den Ofen am Sauseng ist in der Literatur nur über- liefert, dass 1700
ein neues Blähhaus anstelle eines älteren Ofens erbaut wurde.
Ebenso erwähnt Dinklage (1954) von einem Flossofen in Arnoldstein lediglich,
dass er 1636 erbaut wurde. Näheres ist zu diesem Ofen nicht bekannt
(Besitzer, Erzversorgung Uggowitzeralm?, Poludniggraben im Gailtal?, Schürfe
auf der Südseite des Dobratsch? hier sollte sogar 1638 ein Blähofen errichtet
werden). Vermutlich ist auch der Arnoldsteiner Ofen an den wirtschaftlichen
Problem der mangelhaften Erzversorgung gescheitert.
Der Vollständigkeit halber sei an dieser Stelle auf einen ehemaligen alten
Flossofen in dem früher ebenfalls zu '" Kärnten gehörenden Kanaltal
hingewiesen, den 1704 Johann Bartlmä Canal an einer nicht näher bekannten
Örtlichkeit erbaute. Eisenerz kam dafür vor allem von Gruben auf der
Uggowitzeralm auf der Südseite der Karnischen Alpen. Die- se Erzvorkommen
waren schon 1564 zwei bambergischen Freiherrn de la Grotta vorübergehend in
Abbau genommen. Canal hat 1704 diesen Bergbau neu erhoben, aber bereits 1780
war dieser schon wieder längst eingestellt. Über den Flossofen fanden sich
keine weiteren Nachrichten.
Auch mitten in den Gailtaler Alpen wurden auf der Basis lokaler Erzvorkommen
Flossöfen bei Kreuzen und bei Stockenboi erbaut; sie bezogen
ihre Erze teilweise aus Lagerstätten des Goldeck-Kristallins, z. T. aus dem
Gebiet der Triasgesteine. Da die neu erschienene Lagerstättenübersicht keine
der Lokalitäten mehr als Eisenlagerstätten nennt, handelte es sich z. T.
sicher um Eisenbranten von Pb-Zn- Lagerstätten, z. T. vielleicht um
Eisenerze in Marmoren.
1492 wurde ein Eisenbergbau Altenhaus bei Tragail erwähnt (Kristallin). Im
Jahre 1518 wurden Eisenvorkommen erwähnt u. a. am "Egg" (zwischen Unteralpen
und dem Weiler Kapeller) als wichtigste Grube (nach einem Bericht aus 1722
ein bis 3 Klafter! dicker Erzgang), bei Weißenbach, am Tschöckelnock, am
Mitterberg und von anderen Örtlichkeiten. Schon damals sollen die Erze in
zwei Öfen im Stockenboigraben verschmolzen worden sein.
1587 verkauften die Dietrichsteiner ihre Besitzungen in diesem Gebiet an
Moritz Christoph Khevenhüller, der den Bergbau selbst betrieb, aber für sein
Hammerwerk auch Roheisen aus dem Gmündner Raum zuführte, weil jenes vom Eck
nicht genügte - er betrieb also offenbar hier einen Flossofen. Als Hans
Khevenhüller 1628 als Protestant das Land verlassen musste, wurden die
späteren Freiherrn und Grafen Widmann Eigentümer des Gebietes von Stockenboi
und Kreuzen. Trotz aller Bemühungen des neuen Besitzers blieben die
Eisenbergwerke erfolglos, und auch die besten Gruben "am Egg" wurden
allmählich eingestellt. Dieser Spateisenstein hatte angeblich nur 13-14%
Eisengehalt und das Brauneisenerz 16-20 %; da das Ausbringen aus dem Erz
angeblich nur 8-18 % erreichte, war der Betrieb im 17. und 18. Jahrhundert
jedenfalls passiv.
Im 1694 zu Stockenboi errichteten bzw. renovierten Flossofen wurden von 1694
bis 1722, also in 28 Jahren, knapp 50.000 ctr., d. s. rund 2795 Tonnen
Roheisen erschmolzen, also durchschnittlich nur 100 Tonnen pro Jahr, eine
wahrhaft bescheidene Leistung, die dem damaligen Werksbesit- zer, Fürst
Hannibal Alfons von Porcia insgesamt nur Verluste brachte. Canaval (1930)
nennt noch 2 weitere alte Schmelzöfen in diesem Graben: 1.) einen
"Flossen-Ofen" in Gassen bei Stockenboi, der Erze vom Golsernock verwertete,
und 2.) den " Wolfsofen" im Hammergraben (südöstlich von Zlan), der
Eisenbranten vom Riedernock verschmolzen hat. Diese zwei Öfen waren 1760
schon verfallen.
Wegen der unbefriedigenden Betriebsergebnisse wurde offenbar der
Eisenbergbau dieses Gebietes in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts
stillgelegt, und die Hammerwerke bezogen ihr Roheisen aus Hüttenberg. Ab
1785 bestand in Kreuzen ein Sinterschmelzofen im Besitz der Grafen Widmann.
Praktisch nichts ist über ein altes "Flossen-Blaahaus" in der Kreuzen
bekannt, das Erze vom Tschöckl verarbeitete, 1760 aber bereits verfallen
war.
1841/42 betrieben die Widmanns dann in Kreuzen einen Flossofen, für den
anfangs noch Roherzvorkommen in der Umgebung gesucht wurden (z. B. bei
Tragin); neben dem bei diesen Schurfarbeiten erhauenen Erz wurde noch
Hammersinter (= Zunder) verarbeitet. Deshalb stand dieser Ofen auch nur
zeitweilig in Betrieb (1841-46, 1854-59, 1868-69 bzw. 1876). 1855 wurden
beispielsweise nur Frischschlacken ver- arbeitet, die als billige Rückfracht
von den Kohlfuhrwerken aus Hüttenberg mitgebracht wurden. Seine höchste
Erzeugung erreichte dieser Ofen 1858 mit 650 Tonnen Roheisen. Nach einer
letzten Schmelzkampagne, in der nur mehr 240 Tonnen erzeugt worden waren,
wurde der Ofen 1876 endgültig niedergeblasen und abgetragen. Etwa 3 km
westlich von Kreuzen trägt heute noch eine Häusergruppe den Namen "Plachhäuser".
Dieser Ofen war in der Zeit von 1841 bis 1869 nur 14 Jahre in Betrieb
gestanden, wo er durchschnittlich 289 Tonnen Roheisen pro Arbeitsjahr
lieferte.
So waren also auch die Flossöfen in Stockenboi und Kreuzen aus Erzmangel
bzw. als Fehlplanung ohne Erzversorgungsbasis zugrunde gegangen.
Im Gitschtal wurde schon 1586 um die Genehmigung für ein Eisenbergwerk bei
Weißbriach im Bereich des Gailtalkristallins angesucht. In einem Kaufvertrag
aus dem Jahre 1622 war bereits von einem zugrunde gegangenen Blähofen die
Rede. Ein weiterer Eisensteinbergbau wird später am "Bichl" talabwärts von
Weißbriach genannt, der den 1713 in Jadersdorf vom Fürsten Hannibal Alfons
von Porcia erbauten Blähofen versorgte. Ein dritter Eisenerzbergbau war
Radnig am Gösseringbach (um 1715), wo früher Silber- und Bleierze in
triadischen Gesteinen abgebaut worden waren, sowie Erz- vorkommen am
Guggenberg (Kristallin).
Das 2. Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts war die Blütezeit für die
Eisengewinnung im Gitschtal. Fürst Porcia hatte nämlich einen
Munitionsliefervertrag mit der Hofkammer abgeschlossen (11.000 Bomben,
10.000 Handgranaten und 12 Stückkugeln), dessen Ware er aus seinen Öfen in
Deilach im Gailtal und in Jadersdorf liefern wollte. Die Bergbaue erwiesen
sich aber als zu wenig ergiebig, denn schon 1830 berichtete der zuständige
Bergrichter, dass. das Flossofengebäude zu einer Ruine werde und die
Grubel1":verfallen seien. Die neue Lagerstättenkarte kennt keines der
genannten Erzbergwerke. Heute ist von diesem einstigen Ofen in Jadersdorf,
der im Bereich des Hofes vulgo Uhli (Johann Seppele) in Jadersdorf31 stand,
außer Schlacken im Boden, nichts mehr zurückgeblieben.
Ein ähnlicher wirtschaftlicher Fehlschlag war auch der Flossofen in Spittal
an der Drau, den Fürst Porcia hier 1709 errichtete. Diesem ging ein altes
"Blähhaus" in Freßnitz bei St. Peter im Holz voraus, der bereits 1540
bestand; aber auch in Spittal selbst soll es bereits vor 1500 einen Ofen
gegeben haben. Während als Erzversorgung für den alten Freßnitzer oder
Freschnitzer Ofen Räding bei St. Peter im Holz angegeben wird (ein heute
hier nicht mehr bekannter Ortsname), ist über die Herkunft des Eisenerzes
für den Spittaler Flossofen nichts bekannt; die Versorgungsbasis war aber
sicher wie bei den anderen Flossöfen der Porcias ungenügend, denn es gibt
keine weiteren Nachrichten über ihn bzw. sein Ende.
Ergänzend sei noch auf einen Schlackenschmelzofen hingewiesen, der 1724 bei
einer Beschreibung des Eisenwerkes in Ponau (heute Stadtteil von Spittal)
erwähnt, nachher aber nie mehr genannt wurde.
Im Jahre 1787 wurde in Radenthein zunächst ein Sinterschmelzofen
eingerichtet, um die Frischschlacken des hier 1781 gegründeten Eisenhammers
zu verarbeiten. Mit Konzession vom 11. April 1794 errichtete dann Elisabeth
Gräfin von Grottenegg in diesem Ort einen 7,58 m hohen Eisenflossofen.
Dieser bezog als Erze hauptsächlich Brauneisen aus einem mehrere Fuß
mächtigen Lager am Bocksattel, SW des Rosennocks, sowie Spateisenstein von
St. Oswald. Das erstere Vorkommen liegt im Bereich der Stangalmtrias, das
zweite tritt zusammen mit eisenreichem Magnesit in einem altpaläozoischen
Dolomit der Gurktaler Decke auf; beide Lagerstätten liegen hoch im Gebirge,
sodass die Erzbringung sehr aufwendig war (per Schlitten im Winter!). Wegen
der unbefriedigenden Ertragslage wechselte das Werk mehrmals seinen
Besitzer. 1807 wurde der Ofen durch seinen damaligen Eigentümer, einen
Grafen von Colloredo, auf 9,48 m erhöht. Die Versorgung mit Erz wie
Holzkohle, war stets unbefriedigend, weshalb der Ofen meist stillstand. Auch
mehrfache Versuche, durch Erzzufuhr aus anderen Lagerstätten die
wirtschaftliche Lage des Ofens zu verbessern, brachten keinen Erfolg.
In der Literatur werden als solche weiteren Erzbezugs- quellen genannt:
Spateisenstein von der Saureggenalm SE des Turracher Sees, von der Melitzen
W des Pfannocks sowie Zödl nördlich Radenthein; Magnetite vom Wollanig bei
Gummern (Gänge in Glimmerschiefem; eisenreicher Magnesit von St. Oswald bei
Bad Kleinkirchheim; Magnetite (in kristallinen Kalken) mit Ankerit vom
Laufenberg bei Radenthein sowie Rohwände vom Weitental (östlich der
Turracher Höhe?).
Der Radentheiner Ofen hatte unter allen Eisenflossöfen Kärntens die weitaus
höchsten Kosten für die Erzzufuhr (1855 pro Zentner etwa 7 x so hoch wie in
Lölling bzw. 6 x so viel wie bei den Treibacher Öfen). Wegen der
Schwierigkeiten bei der Erzversorgung wurden hier auch später Schlacke im
Flossofen verschmolzen (1855: 234 Tonnen Eisenerz; 97,3 Tonnen
Frischschlacken). Der Ofen wurde daher von seinem letzten Besitzer (F.
Holenia & Comp. ) 1863 still gelegt.
Gemeinsam besprochen werden müssen auf jeden Fall die vier im Rosental
gelegenen einstigen Eisenschmelzöfen in Feistritz im Rosental, Gotschuchen/St.Margareten
im Rosental (Abb. 5, 6), Waidisch und Windisch-Bleiberg, da sie mehrere
wesentliche Aspekte gemeinsam hatten:
1. Sie wurden alle von lokalen Hammergewerken gegründet, weil diese beim
Roheisenbezug von Hüttenberg in den Haupteisenwurzen bzw. den Öfen im
Lavanttal unabhängig oder zumindest weniger abhängig sein wollten.
2. Die Hammergewerken erhofften sich eine Kostensenkung durch die
Verarbeitung von eigenem Roheisen.
3. Alle Öfen hatten genug Wasserkraft und Holzkohle in der Nähe.
4. Keiner der vier Öfen hatte letztlich genug Roherze aus eigenen Gruben in
den Karawanken.
5. Mit Ausnahme des Waidischer Ofens hat aus der Summe dieser Gründe kein
Ofen lange bestanden bzw. nur mit Verlust gearbeitet.
Eine Urkunde aus dem Jahre 1583 berichtet, dass Karl Ungnad von Sonnegg zur
Verwertung seiner Eisenerze aus Windisch-Bleiberg eine Schmelzhütte erbaute;
1623 hat Christoph Cornion, der in Feistritz im Rosental und Ferlach bereits
Hammerwerke besaß, den Ofen erworben und neu zugerichtet. Ein alter Bericht,
der die erschürften Erze allerdings als "schlecht" bezeichnete, erklärt das
Fehlen weiterer Nachrichten über einen Fortbestand dieses Ofens. Gleichfalls
erbauten die Brüder Cornion bereits 1611/12 in Gotschuchen bei St.
Margareten im Rosental einen 6 m hohen Flossofen, dessen Roheisen dem Guss
von Geschützkugeln und Flossen diente. Versorgt wurde dieser Ofen aus nahe
gelegenen Erzgruben in den Karawanken. Im Jahre 1620 wurden in den beiden
Hütten der Cornions und den angeschlossenen Hammerwerken insgesamt 200
Meiler (a 560 kg) Kugeln, 150 Meiler Eisen und 50 Meiler Stahl erzeugt.
Leider erwiesen sich die Erzgruben bald als nicht mehr ergiebig, sodass die
Brüder Cornion in eine schwere Verschuldung abstürzten. Auch dieser
Gotschuchener Ofen ist zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt spurlos
verschwunden.
Entlang des wasserreichen Feistritzbaches bestanden schon im 16. Jahrhundert
mehrere Hammerwerke, aber erst aus 1795 ist belegt, dass hier Oswald Bartlmä
Mayer einen Ofen erbaute, der jedoch seine Erze vom Hüttenberger Erzberg
beziehen musste. Es muss aber schon früher im Bärental einen Schmelzofen
gegeben haben, denn Johann Martin Huebmershofen erschmolz 1719 aus
Bärentaler Erzen rund 30 Tonnen Roheisen. Aber auch ein 1807 in Feistritz
erbauter 5,7 m hoher Sinterofen, der das Material von den Frischhämmern
nochmals durchschmolz, rettete Mayer nicht vor dem wirtschaftlichen Absturz.
Schließlich musste der letzte Besitzer, Ferdinand Graf Egger, der den Ofen
neben den übrigen Werksanlagen 1825 kaufte, diesen Ofen, der vor allem mit
um teures Geld zugeführtem Hüttenberger Erz betrieben wurde, 1834 endgültig
stilllegen; er wurde anschließend abgetragen.
Etwas anders als bei den drei bisher genannten Rosentaler Schmelzöfen
verlief die Entwicklung des Eisenofens in Waidisch bei Ferlach (Abb. 7).
Schürfungen auf Eisenerze im Hintergrund des Tales in der 2. Hälfte des 17.
Jahrhunderts lassen vermuten, dass schon damals hier ein Schmelzofen
vorhanden war. Der bergmännische Erfolg war aber anscheinend auch hier
unbefriedigend, denn als unter Ignaz Jakob Huebmershofen Silbernagel 1826
ein neuer Hochofen erbaut wurde, verarbeitete dieser rund 8 m hohe Ofen vor
allem Frischschlacken aus den Frischfeuern der Umgebung. Die- se Art der
Rohstoffversorgung für die Eisenerzeugung blieb auch weiterhin
vorherrschend, obwohl fallweise so ungewöhnliche Erzzufuhren wie
Magnetiterze von Sonntagsberg- Zwein bei St. Veit a. d. Glan oder
limonitisch verwitterte Eisendolomite aus dem Revier Plescherken im
Keutschacher Tal erfolgten. Am 1. November 1908 wurde der Ofen als
vorletzter der einst so weit verbreiteten und hoch entwickelten Kärntner
Roheisenindustrie stillgelegt.
Welche Erzvorkommen in den Karawanken sollten nun diese Hochöfen versorgen
bzw. wo wurde in den Karawanken nach Eisenerzen gesucht? Der schon genannte
Karl Ungnad war 1583 Besitzer von 12 Eisenerzgruben in Windisch- Bleiberg,
und der in seinem Besitz nachfolgende Christoph Cornion bezog dazu noch Erze
vom Hundsdorfer Berg (um 1600). Der letztere ist auf keiner modemen
Landkarte zu finden, der Name bezog sich aber wahrscheinlich auf den
westlichen Teil des Singerbergzuges. Beide Abbaustellen sind heute
unbekannt; vielleicht handelte es sich um die eisenhältigen, zu Limonit
verwitterten Kalke der Blei-Zink-Lager. In diesem Zusammenhang ist auch
"Eisenstein" zu erwähnen- der auf einer älteren Karte auf der Höhe jenes
Bergrückens eingetragen ist, in welchem sich die Hauptmasse der Einbaue des
alten Blei-Zink-Bergbaues Rudnik bei Rosegg befindet. Seit 1612 bezogen die
Cornions Eisenerze vom Jauernig, für die bezüglich ihrer Lage und Geologie
wohl ähnliches gilt wie für den Singerberg.
1711 bezeichnete ein alter Feistritzer dem im Bärental nach Erz suchenden
Johann Martin Huebmershofen die ärtlichkeiten der ehemaligen Cornion'schen
Eisenerzgruben mit den Ortsnamen Pranza, Koyna und Zäppga; aber niemand weiß
heute, wo diese Plät~ lagen. Dennoch betrieb Huebmershofen 1715 ein nicht9
näher lokalisiertes "Bärentaler Bergwerk", dessen Eisenerze in einem nicht
bekannten Ofen verarbeitet wurden, vielleicht dem schon früher vermuteten,
aber urkundlich bis heute nicht belegten alten Schmelzofen im Bärental.
Diese Erze erbrachten 1719 immerhin rund 30 Tonnen Roheisen. Aber schon 1725
waren die bekannten Vorräte erschöpft, und das Bergwerk wurde 1728 endgültig
heimgesagt. Bartlmä Mayer, der Erbauer des ersten bekannten Ofens in
Feistritz, erhielt 1791 Abbaurechte in den Bergen südlich der Stouhütte (Mulbi,
Mlini, Graben); weitere Angaben zu diesen Schürfen sind nicht überliefert.
Wenn auch die genauen Lagen der einzelnen Eisenerzschürfe und gruben in den
Karawankenbergen nicht bekannt sind, und auch die Lagerstättenkarte keine
Hinweise auf Eisenerze in diesem Abschnitt der Karawanken enthält, so darf
man doch mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen, dass zumindest der größte
Teil der Eisenerze in Triasgesteinen auftrat, die nur im oberflächennahen
Verwitterungsbereich vorübergehend nutzbare Limonite enthielten.
Zusammenfassend soll dieser Beitrag historische Beispiele dafür aufzeigen,
wie sehr der wirtschaftliche Misserfolg eines Betriebes oder Projektes oft
mit einer ungenügenden rechtzeitigen Sicherung bzw. Erkundung von günstig
gelegenen Rohstoffreserven zusammenhängt.
LITERATURHINWEISE:
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Geschichte und Topographie, 41./42. Band, Klagenfurt.
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