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Statistisches über den Bergbau in Kärnten 1)
Von Karl B. MATZ,
Knappenberg
Das Bundesland Kärnten beinhaltet mit seinen 9.534 km2 Flächenausmaß
11,37% der Gesamtfläche Osterreichs (83.851 km2). Das kleine Land verfügt
über eine verhältnismäßig bedeutende Anzahl von Vorkommen nutzbarer
Minerale. Die bergbaulichen und hüttenmännischen Betriebe des Landes und
deren Produktionen stellen einen wesentlichen Faktor in der Wirtschaft
Kärntens dar. Unter anderem erhellt die bergbauliche Bedeutung des Landes
aus dem Umstand, daß es einen eigenen Revierbergamtsbezirk (deren es 6 in
Österreich gibt) bildet. Der Sitz des Revierbergamtes ist Klagenfurt.
Seit 1854 unterstehen nach dem österreichischen Berggesetz alle Schurf-
und Bergbaue auf vorbehaltene Mineralien (d. s. solche, welche aus dem
Grundeigentum ausgenommen sind: Kohlen, Erdöl, Erze, Graphit, Steinsalz
usw.) direkt den Bergbehörden. Seit 1942 sind auch Betriebe auf eine Reihe
von nicht vorbehaltenen Mineralien (d. s. solche, welche dem
Grundeigentümer gehören: Ton, Bleicherde, Kaolin, Feldspat, Glimmer,
Quarz, Magnesit, Talk, Flußspat, Schwerspat, Kieselgur usw.) unter die
Aufsicht der Bergbehörden gestellt worden.
a) Freischurf- und Grubenmaßenbestand.
Der Anteil eines Landes an bergbaulich gewinnbaren Mineralen wird
näherungsweise durch die Zahl der in diesem Bereiche bergbehördlich
angemeldeten Freischürfe, sowie durch die Größe der verliehenen
Feldesfläche (Gruben- und Tagmaße) gekennzeichnet.
Ein Freischurf deckt ein kreisförmiges Gebiet von 425 m Radius und
berechtigt den Schurfbesitzer innerhalb dieses Gebietes lediglich zu
Schurfund Untersuchungsarbeiten auf vorbehaltene Minerale. Die abbaumäßige
Gewinnung vorbehaltener Minerale ist an die Verleihung von Gruben- oder
Tag maße geknüpft, deren Gesamtfläche als verliehene Feldesfläche gilt.
Ein einfaches Gruben maß gewährleistet die Mineralgewinnung innerhalb
eines Rechteckes von 45.116 m2 Fläche von der Tagesoberfläche bis in die
"ewige Teufe". Dies gilt für Erze, wogegen bei Kohlen Doppelmaß e von
90.232 m2 zur Verleihung gelangen. Tag maß e, welche keine bestimmte Form
aufweisen müssen, und deren Höchstflächenausmaß 115.000 m2 nicht
überschreiten darf, berechtigen zur Gewinnung vorbehaltener Mineralien in
Sand- und Schotterbänken, Taggeröllen, Halden usw., wobei der dem
Abbautreibenden zur Gewinnung zur Verfügung stehende Raum nach der Tiefe
zu durch das fest anstehende Gestein begrenzt ist.
Ende 1951 betrug die Gesamtzahl der in ganz Osterreich angemeldeten
Freischürfe 57.959. Davon entfielen auf Kärnten 3.737, das sind 6,45%.
Nachstehend sind diese 3.737 Freischürfe nach den zur Beschürfung
gelangenden Mineralen aufgeschlüsselt:
Mineral:
Zahl
der Freischürfe
in ganz
Österreich in Kärnten
%
Eisen 1.292
445 = 34,44
Blei-Zink 1.607
764 = 47,54
Gold, Silber, Kupfer 3.763 615 = 16,34
andere Erze 14.792
930 = 6,29
Braunkohle 17.431 850 = 4,88
Steinkohle 1.019 40 = 3,93
Graphit 932
77 = 8,26
Erdöl, Erdgas, Ölschiefer 16.689 16 = 0,10
Zum gleichen Zeitpunkte betrug in Österreich die gesamte verliehene
Feldesfläche 35.678,12 Hektar. Diese Zahl beinhaltet auch die sogenannten
gerfisteten Grubenmaßen, bei welchen derzeit die Gewinnungstätigkeit ruht.
Kärntens Anteil an Grubenmaßen belief sich Ende 1951 auf 5174,64 ha =
14,5%. Diese verteilten sich folgendermaßen:
Mineral:
Verliehene
Feldesfläche ha
in ganz
Österreich in Kärnten
%
Kohle 20.565,44
1.414,85 = 6,88
Eisen 4.986,76
929,11 = 18,63
Sonstige Erze 6.085,69
2.780,66 = 45,69
Graphit 1.371,61 31,97 = 2,33
Ölschiefer
1.168,65 1.150,60 = 98,46
Die auffallend hohe Prozentzahl des Kärntner Anteiles bei den "sonstigen
Erzen" geht auf den Blei-Zinkerzbergbau zurück, dessen absolutes
Schwergewicht ja in Kärnten gelegen ist.
Der Bestand Osterreichs an verliehenen Tag maß e n betrug Ende 1951 377,63
Hektar, wovon auf Kärnten 187,45 ha = 49,64% entfallen. Davon waren 123,31
ha auf Eisenerze (Halden) und 64,14 Hektar auf andere Erze angemeldet.
b) Produktion des Kärntner Bergbaues 1951.
Die nachstehende übersicht der bergbaulichen Produktionszahlen von Kärnten
und ihr Vergleich mit den Förderziffern Gesamtösterreichs gibt das beste
Bild über die Gewichtigkeit der einzelnen Kärntner Bergbausparten
innerhalb der Bergwirtschaft Österreichs.
1. Kohle:
Kärnten besitzt derzeit k ein e Steinkohlenproduktion. Ein Anthrazit
-Vorkommen (Stranigeralm im Gailtal) steht nicht in Abbau.
Die Kärntner Braunkohlen -Erzeugung betrug 1951 324.338 Tonnen, das
entspricht 6,5% der österreichischen Braunkohlenförderung. Der Großteil
der Kärntner Kohle entstammt dem Kohlenrevier von St. Stefan im Lavanttal
mit den Nebenbetrieben Marein, Wolkersdorf, Wiesenau und Andersdorf. Die
Gruben liefern eine miozäne Braunkohle mit 3600-4000 Kalorien. Eine kleine
Erzeugung liefert der Kohlenbergbau Sittenberg im Görtschitztal, wo eozäne
Glanzkohle abgebaut wird.
2. Eisenerz:
Der alte Eisenspatbergbau Hüttenberg im Görtschitztale ist das derzeit
einzige zur Eisengewinnung in Betrieb stehende Erzvorkommen Kärntens. Die
Jahresproduktion 1951 von 175.600 Tonnen entspricht 7,41 % der
Gesamtförderung Osterreichs (2,369.672 t). Betrachtet man den
Metallinhalt, so schneidet Kärnten durch seine hochwertigeren und vor
allem manganreicheren Erze besser ab. Einem Gesamteiseninhalt von 751.630
Tonnen Osterreichs steht der Eiseninhalt der Kärntner Förderung mit 62.845
Tonnen = 8,36% gegenüber. An Manganmetall hält die Kärntner Förderung
6.587 Tonnen = 13,76% der in der österreichischen Eisenproduktion
enthaltenen Manganmenge (47.863 t).
Zwei weitere Betriebe: der Eisenglimmerbergbau Waldenstein und der
Raseneisenerzbergbau Thon bei Grafenstein scheinen in dieser Aufstellung
nicht auf, da ihre Produkte als Rostschutzmaterial, bzw. Farberde
Verwendung finden (vgl. 8).
Kärnten besitzt keine Eisenhütte. Die ehemals in Betrieb gestandenen
vielen kleinen Hochofenanlagen (Heft, Lölling, Mosinz, Brückl, Hirt usw.)
sind seit Jahrzehnten aufgelassen.
3. Blei-Zink-Molybdän:
Schon in der Donaumonarchie war Kärntens Blei-Zink-Produktion führend.
Trotzdem 1918 mit den Bergbauen Mieß und Raib1 zwei sehr wertvolle
Lagerstätten von Kärnten getrennt wurden, nimmt der Kärntner
Blei-Zink-Bergbau auch im Rahmen des heutigen Österreichs eine absolut
dominierende Stellung ein.
Von der gesamten österreichischen Produktion an Blei- und Zinkerzen
(105.327 Tonnen) entfallen 104.056 Tonnen auf Kärnten. Das sind also 98,79
%, die zur Gänze von den Anlagen der Bleiberger Bergwerks-Union (Bleiberg-Kreuth)
geliefert werden. Der Metallinhalt dieser Förderung entspricht 4814 t Blei
und 4497 t Zink.
Ferner lieferte der Bergbau Bleiberg 1951 noch 15.407 t Molybdänerze
(Wulfenit) mit einem Molybdängehalt von 23 Tonnen. Dieses Material
entstammt der Durchkuttung alter Halden. Die heute in Bearbeitung
stehenden Bleiberger Lagerstättenteile sind bei weitem nicht so reich an
Molybdän wie es der heute in Jugoslawien liegende Bergbau Mieß ist, dessen
reiche Gelbbleierzvorkommen ja bekannt sind.
Eine eigene Bleihütte in Gailitz verarbeitet die Bleikonzentrate. Auch die
Antimonerzproduktion des Bergbaues Rabant (siehe 4) wurde hier verhüttet
und zur Erzeugung von Hartblei verwendet. Eine Zinkhütte besteht derzeit
in Osterreich nicht, ist jedoch in Bau und wird der Bleihütte
angegliedert.
4. Antimon:
Der kleine Antimonbergbau Rabant bei Oberdrauburg ist eines der beiden
österreichischen 1951 in Abbau gestandenen Antimonvorkommen. Er ist
inzwischen 1952 zur Einstellung gelangt.
1951 lieferte er mit 6479 Tonnen Antimonerz 44,48% der gesamten
österreichischen Antimonerzförderung (14.566 t). Der Metallinhalt betrug
200 t. Die Konzentrate wurden in der Bleihütte Gailitz (siehe unter 3) zur
Erzeugung von Hartblei verschmolzen.
5. Magnesit:
Magnesit ist nach Eisen und Kohle das wichtigste Bergbauprodukt
Osterreichs. In Kärnten steht das Großvorkommen auf der Millstätter Alpe
bei Radenthein in Abbau. Die Jahresförderung 1951 an Rohmagnesit betrug
221.751 Tonnen, was 33,40% der gesamten österreichischen
Rohmagnesiterzeugung (664.024 t) entspricht.
Das Radentheiner Magnesitwerk erzeugte 1951 aus dieser Förderung 26.402 t
Kaustermagnesit (= 33,98 % der österreichischen Produktion an
Kaustermagnesit) und 66.248 t Sintermagnesit, welche Menge 30,78% der
österreichischen Jahreserzeugung an Sintermagnesit (215.212 t) entspricht.
An Fertigprodukten wurden 1951 hergestellt:
Kaustermagnesit und Mehle 49.555 t = 51,23% d. österr. Erzeugung,
Sintermagnesit und Mehle 32.882 t= 19,56% d. österr. Erzeugung,
Ziegel und Formsteine 62.990 t= 46,72 % d. österr. Erzeugung.
Von dieser Gesamterzeugung an Fertigprodukten (145.427 t) wurden 100.890
t, das sind also 69,38 %, exportiert.
Der Kärntner Magnesitbergbau stellt somit wirtschaftlich einen überaus
wertvollen Aktivposten dar.
6. Talk:
Der Schwerpunkt der österreichischen Talkvorkommen liegt innerhalb der
nördlichen Grauwackenzone in Steiermark. In Kärnten findet sich lediglich
ein einziger kleinerer Talkbergbau in Hirt bei Friesach. Seine
Jahreserzeugung 1951 betrug 6110 t, das entspricht 8,39% der gesamten
Talkförderung 6sterreichs (72.784 t).
7. Glimmer:
Mehrfach wurde der Versuch gemacht, auf die Pegmatitvorkommen der Koralpe
und Saualpe eine dauernde Nutzglimmergewinnung zu basieren. Während des
letzten Krieges entstand auf der Saualpe bei St. Leonhard ob Pustritz ein
solcher Glimmerbergbau, der 1951 als einziger österreichischer
Glimmerbergbau 307 t Rohglimmer lieferte. Eine in St. Andrä im Lavanttale
gelegene angeschlossene Glimmerverarbeitungsanlage erzeugte daraus 151,70
t Mahlprodukte, 4,18 t Mikafolium, 0,16 t Glimmerstanzwaren, sowie
Glimmerit, Mikanite und Mikartite.
Der Bergbau wurde inzwischen 1952 stillgelegt.
8. Mineral und Erdfarben:
Der Eisenglimmerbergbau Waldenstein an der Packstraße fördert einen
feinschuppigen Hämatit, der als Rostschutzfarbe sowie zur Lameeherstellung
Verwendung findet. Die Produktion betrug 1951 2298 t, von denen 1557 t (=
67,75 %) ins Ausland gingen. Das Vorkommen ist innerhalb 6sterreichs
einzig in seiner Art.
Die Grube Thon bei Grafenstein baut einen Raseneisenstein ab, welcher als
Ockerfarbe und Gasreinigungsmasse gebraucht wird. Die Erzeugung betrug
1951 3156 t.
9. Feldspat:
Kärnten besitzt derzeit die beiden einzigen Gewinnungsstätten von Feldspat
in Österreich: Feldspatwerk Lippnik (Spittal/Drau) und Feldspatwerk
Laas-Feistritz/Drau.
1951 förderte Lippnik (Spittal) eine Menge von 2992 t Feldspat, wogegen
das Werk Laas-Feistritz nur 668 t + 100 t aus Haldenbeständen lieferte.
Beide Betriebe besitzen eine Feldspataufbereitung (Sortierung,
Zerkleinerung, eisenfreie Mahlung) angeschlossen.
Das Aufbereitungsgut wird an die keramische und Emailindustrie abgesetzt.
c) Belegschaftsstand.
Wenn auch in weit geringerem Maße als ein Vergleich der Produktionszahlen,
so ist die Zahl der im Bergbau Beschäftigten doch ebenfalls ein Maßstab
für die Bedeutung dieses Industriezweiges.
Die Kärntner bergbaulichen Betriebe beschäftigten 1951:
Kohle.................................................................................
1617 Mann = 43,1 %
Eisenerz...............................................................................
412 Mann = 11,0 %
Blei-Zink.............................................................................
1012 Mann = 26,9 %
Antimon................................................................................
75 Mann = 2,0 %
Magnesit (Bergbau)
................................................................428 Mann
= 11,4 %
Talk
......................................................................................32
Mann= 0,9%
Glimmer.................................................................................107
Mann = 2,8 %
Mineral- und
Erdfarben...............................................................45
Mann = 1,2 %
Feldspat..................................................................................28
Mann = 0,7 %
3756
Mann = 100,0 %
Dazu kommen noch die in der angeschlossenen Hüttenindustrie Beschäftigten:
Bleihütte Gailitz......................................................................114
Mann
Magnesithütte Radenthein......................................................1407
Mann
1521
Mann
Gesamtbeschäftigtenstand...................................................
5277 Mann
Die gesamte Industrie Kärntens dürfte im Jahre 1951 ungefähr 24.000
Menschen Arbeit und Brot gegeben haben. Der Anteil Bergbau und Hütte an
der Gesamtindustrie Kärntens beläuft sich also auf rund 22 %.
1 1)Die
nachfolgenden Zahlenangaben wurden mit freundlicher Genehmigung des
URBAN-Verlages (Wien I, Universitätsstraße II) dem Österreichischen Montan
-Handbuch 1952 entnommen.
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