Niedermayr G. / 1997

 

1058. Titanit und Bergkristalle mit Hohlkanälen ("Anhydritröhren") sowie andere Mineralien aus dem Seebachtal bei Mallnitz, Kärnten.

  Die für das Sammeln in hochalpinen Lagen äußerst ungünstigen Witterungsverhältnisse des vergangenen Jahres haben wohl auch in Kärnten dazu beigetragen, daß aus dem Bereich der Hohen Tauern mit Ausnahme einiger weniger Funde keine besonderen Mineralnachweise bekannt geworden sind. Einer dieser Funde geht auf die beiden aktiven Sammler Axi KRAPPINGER, Villach, und Gerhard HÖRNLER, Ferndorf, zurück. Die beiden genannten Sammler konnten im Seebachtal in amphibolitischen Gesteinen eine ca. 1,5 m lange und rund 50 cm breite Kluft mit Quarz, Titanit, Apatit, Hämatit, Chlorit, Epidot und Pyrit ausbeuten. Das ist eine für diesen Bereich durchaus übliche Paragenese. Außergewöhnlich an diesem Fund sind aber die hell olivgrünen, tafelig entwickelten Titanite, die bis 5 cm Größe erreichten. Es handelt sich dabei um den sicher bisher spektakulärsten Titanitfund Kärntens! Gruppen dicht verwachsener Titanite bis 8 x 8 cm Größe konnten Dank der Umsicht der beiden Finder geborgen werden. Interessant an diesem Fund ist aber auch die Beobachtung charakteristischer, bis mehrere Zentimeter langer Hohlkanäle im Quarz. Diese Hohlröhren weisen rechteckigen bis quadratischen Umriss auf und werden üblicherweise als Negativformen nach Anhydrit interpretiert (vgl. dazu u.a. MEIXNER, 1964). Der gegenständliche Fund war Anlass, das Problem wieder einmal genauer zu recherchieren. Eine Arbeit darüber ist im Druck (NIEDERMAYR, 1997). Ein weiterer Fund von Bergkristallen, die von einem dichten Gewirr von Hohlkanälen durchzogen sind, ist dem Rauriser Sammler Michael LOITFELLNER, Wörth/Rauris, zu verdanken, der derartiges Material im vergangenen Jahr im Bereich des Ritterkopfes in der Rauris aufsammelte. Auch diese bis zu mehrere Zentimeter langen Hohlkanäle weisen rechteckigen Querschnitt auf. Aufgrund verschiedener Überlegungen scheint es mir ziemlich unwahrscheinlich, daß es sich bei diesen so charakteristisch ausgebildeten Hohlkanälen um Negativformen nach Anhydrit handelt. Viel plausibler wäre die Annahme von Skapolith, der in Alpinen Klüften zweifellos eine sehr frühe Bildung darstellen sollte. Prinzipiell muß hier aber darauf hingewiesen werden, daß aus alpinen Quarzen noch eine Reihe anderer nadeliger bis säuliger Festkörperphasen bekannt ist, die gegebenenfalls auch annähernd rechteckigen bis quadratischen Querschnitt aufweisen könnten. Erwähnt sei hier noch, daß die beiden Finder die Kluft in ordnungsgemäßem Zustand hinterlassen haben, wie das für Besitzer einer Ausnahmegenehmigung zum Sammeln im Nationalpark "Hohe Tauern" vom Amt der Kärntner Landesregierung verbindlich vorgeschrieben ist. Einem bekannten Alpinsammler aus dem Wiener Raum, der die Fundstelle später ohne entsprechende Sammelerlaubnis (!) "besuchte", blieb es vorbehalten, diese in Unordnung zu hinterlassen. Dies ist bedauerlich, da mit derartigen wilden Aktionen der sehr sensible Konsens, der im Kärntner Nationalparkareal mit den verantwortlichen Behörden und Grundeigentümern ausgehandelt werden konnte, empfindlich gestört wird. (NIEDERMAYR)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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