Niedermayr G. / 1994

 

941. Ein spektakulärer Quarzfund von der Grauleiten im Ankogelgebiet, Kärnten.

  Aus dem Kärntner Alpinanteil der Hohen Tauern ist bis in die jüngste Vergangenheit immer wieder über beachtliche Quarzfunde berichtet worden (vgl. PFLEGERL 1970, KANDUTSCH 1988 und 1992, NIEDERMAYR und BAN 1988 und 1990, KOHOUT 1989, BAN 1989, WEISS 1989), und auch auf Mineralienbörsen wird derlei Material immer wieder angeboten. Der wohl spektakulärste Quarzkristallfund Kärntens neben dem schönen Rauchquarzfund aus der Hocharn Westwand, den seinerzeit Kollege KANDUTSCH in Zusammenarbeit mit einigen Kärntner Sammlern tätigte (vgl. KANDUTSCH 1986) und den Amethysten aus der Zirknitz -glückte 1992 einer Sammlergruppe aus Wien und dem Lungau im Bereich der Grauleiten, einem bereits sehr intensiv und manchmal leider auch sehr unsachgemäß besammelten Gebiet. Der mit 110 cm Länge und einem (noch immer) nur geschätzten Gewicht von etwa 250 bis 300 Kilogramm schwere Quarz wurde in einer von der Gemeinde Mallnitz veranlaßten und auch finanzierten Bergungsaktion per Hubschrauber abtransportiert und wird in Mallnitz für die Besucher dieser Region ausgestellt werden. Beim Nacharbeiten in einer bereits früher von verschiedenen Kärntner Sammlern ausgebeuteten, etwa 5 Meter langen Kluft entdeckten die Ehepaare Gertrude und Adolf MITTINGER und Gertraud und Ing. Heinz FABRITZ aus Wien sowie Rudolf AIGNER/Lungau einen weiteren, etwa ähnlich langen und breiten Hohlraum, der beinahe zur Gänze von Versturzmaterial und verheilten Quarzscherben sowie einigen wenigen mehr oder weniger gut kristallisierten Quarzkristallen erfüllt war. Bei der Sichtung dieses Materials konnte dann für alle Beteiligten völlig überraschend der erwähnte Riesen-Quarzkristall freigelegt werden. Mit einem Umfang von 165 cm und 110 cm Länge zählt dieser in steilrhomboedrischem Habitus ausgebildete Kristall zu den größten seiner Art, die je im Alpinbereich der Ostalpen geborgen werden konnten. So wurde erst 1989 im Sattelkar im Obersulzbachtal/Salzburg der mit 203 Kilogramm wahrscheinlich schwerste Rauchquarz der Alpen von einheimischen Mineraliensammlern gefunden (heute im Heimatmuseum in Bramberg im Oberpinzgau ausgestellt). Nach dem mir vorliegenden Material sind die teils klaren, überwiegend aber durch Fluideinschlüsse und Risse stärker getrübten, maximal bis 20 cm großen, üblicherweise aber viel kleineren Kristalle steilrhomboedrisch entwickelt und teilweise auch als Doppelender ausgebildet. Selten findet sich extremer Muzohabitus. Bruchflächen sind meist mit subparallel aufgewachsenem, leicht graugrün getrübtem Quarz verheilt, wobei in diesem Fall häufig kleine, schwarzbraune, gelängte dipyramidale Anataskriställchen aufgestreut sind. Anatas kann aber auch bis 3 mm große Kristalle bilden; Individuen mit zusätzlich {001} sind meist orangebraun gefärbt. Nach den bisher vorliegenden Ergebnissen weisen die steilrhomboedrisch entwickelten Quarze im Kern nach dem Dauphineer Gesetz verzwillingte Bereiche auf; eine breite Hüllzone zeigt zusätzlich dazu auch Verzwillingung nach dem Brasilianer Gesetz. Dies steht mit Untersuchungsergebnissen an Quarzen aus anderen Klüften dieser Region in guter Übereinstimmung. Außer Quarz (Bergkristall) und Anatas fanden sich in der Kluft noch Calcit, Pyrit und Chlorit. Calcit liegt hauptsächlich in Form graubrauner Rhomboeder, seltener als Skalenoeder vor. (NIEDERMAYR)

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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