Brandstätter F., H. Prasnik & G. Niedermayr / 2008                                                 Textauszug

 

1520) Baryt, Calcit, Cerussit, Dolomit, Galenit, Goethit, Sphalerit und Todorokit aus dem alten Pb-Zn-Bergbau im Rieder Graben („Aichach“) bei Ried im Drautal, Kärnten

Über die an der Nordseite der Gailtaler Alpen liegenden, meist Pb-betonten schichtgebundenen Vererzungen in der „Alpinen Muschelkalk Formation“ ist im geologisch-lagerstättenkundlichen und historischen Schrifttum bereits mehrfach berichtet worden. Hier scheint auch der kleine Schurf „Aichach“ im Rieder Graben auf. CERNY (1989) gibt zu diesem Bergbau die Ergebnisse detaillierter geochemischer Untersuchungen und einer geologischen Profilaufnahme bekannt, die seinerzeit im Rahmen einer BBU-internen systematischen Studie erarbeitet werden konnten. Geschichtliche Unterlagen zu diesem Vorkommen sind in WIESSNER (1951) nachzulesen. Nach diesem Autor ist offenbar noch zur Mitte des 19. Jahrhunderts von den Gewerken P. S. Somilli und Jakob Steiner der „Maria Hoffnungsstollen (= Aichach, Anm. d. Autoren) ostwärts der Ortschaft Ried am sonnseitigen Hang des Riednocks im Mühlgraben“ (l. c. S. 166) betrieben worden. Über die eigentliche Mineralführung dieses kleinen Bergbaues liegen aber bisher keine weiteren Angaben vor; es wird nur generalisierend von einer Blei-Zink-Vererzung gesprochen (z. B. auch bei KRAINER 1996). Somit wären an Erzmineralien zumindest Galenit und Sphalerit zu erwarten, über Sekundärmineralien ist nichts bekannt.
Geologisch handelt es sich nach CERNY (1991) um eine Vererzung im „anisischen“ Zwischendolomit (der „Alpinen Muschelkalk Formation“), wie das nach dem genannten Autor auch für die ähnlichen kleinräumigen Vorkommen von Kellerberg, Bleiriese, Spitznöckel, Bleiwände bei Steinfeld und Kolm bei Dellach gilt.
Haupterzmineral ist Galenit, doch konnten auch selten lagig-linsenförmige Massen körnigen Sphalerits in massivem, grauem Dolomit beobachtet werden (Fund von Dir. i. R. Erich Kofler). Galenit tritt nach unseren Beobachtungen in annähernd würfeligen, nur wenige Millimeter großen „Körnern“ im grauen Dolomit eingewachsen auf; seltener ist er eingewachsen in weißen, spätigen Dolomitgängen festzustellen. Er ist hier offenbar eine syngenetische bis früh diagenetische Bildung. Größere Derberz-Massen dürften jüngere, an Klüfte oder an Kavernen im Gestein gebundene Mobilisate darstellen. Auffällig ist, dass insbesondere diese unregelmäßigen Derberz-Massen zu einem erheblichen Anteil in grauen, fettig glänzenden Cerussit umgewandelt sind. Auch da ist der Cerussit meist massiv. In kleinen Kavernen dieses Derberz-Materials kann man aber auch kleine, bis etwa 4 mm lange, lattige Cerussit-Kriställchen beobachten. Seltener tritt Cerussit in plumpen, hochglänzenden, bis 5 mm großen Kristallen über Calcit-Rasen auf, gelegentlich kommen auch typische zyklische Drillinge vor.
Perlweiße bis etwa 4 mm große Rosetten, meist von derbem Cerussit umgeben, stellten sich als Baryt heraus.
Calcit in Rasen stumpf-skalenoedrischer Kristalle bis 3 mm Größe ist bereichsweise sehr häufig und weist da auch oft besonderen Glanz auf. Er ist aber auch in verschiedenen Formenkombinationen von skalenoedrischer bis prismatischer Ausbildung zu beobachten. Die Kristalle sind meist limonitisch gelblich bis bräunlich eingefärbt. Selten sind bis 3 mm große, farblose und gut transparente Rhomboederchen. Auch Zwillinge nach (0001) kommen vor. Meist lose in kleinen Kavernen liegende, skelettartige Aggregate farbloser, auffallend glänzender Kriställchen ließen Cerussit vermuten, stellten sich aber mittels XRD ebenfalls als Calcit heraus.
Über Calcit sitzen gelegentlich kleine rhomboedrische Kriställchen von Dolomit; meist ist Dolomit aber die ältere Karbonat-Phase. Er zeigt nur trüb weiße, rhomboedrische Kristalle von bis etwa 5 mm Größe.
Hell orangebraune bis dunkelbraune Krusten konnten als Goethit („Limonit“) bestimmt werden. Schwarze, leicht samtig wirkende und abblätternde Beläge auf Calcit ergaben mittels XRD das Vorliegen von Todorokit.
Im Gegensatz zu den übrigen im Bereich südlich Paternion in anisischen Gesteinen liegenden Vererzungen scheint hier eine primäre Cu-Mineralisation fast zu fehlen. Einen Hinweis darauf geben aber sporadische Beläge kugeliger Malachit- Aggregate, die mittels EDS verifiziert werden konnten; das primäre Cu-Erz (Fahlerz?) war allerdings bisher nicht nachweisbar.
Die gelegentlich sehr schönen Kristalle von Cerussit, aber auch die Formenvielfalt von Calcit sind von diesem alten Bergbau besonders hervorzuheben.
(Brandstätter/Prasnik/Niedermayr)

                                                                                                           

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

zurück....